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Coaching ja aber bitte nicht NLP?

Erst vor kurzem habe ich im Onlinemagazin Impulse einen interessanten Artikel über Coaching gelesen (Qualität im Coaching: Coach gesucht? Darauf sollten Sie achten, um einen Profi zu finden | impulse).

Fragen wie beispielsweise

  • woran erkennt man gute und schlechte Coaches?
  • wie lange dauern Sitzungen und wie laufen sie ab?
  • wo finde ich Coaches?
  • wann ist ein Coaching sinnvoll?

wurden sehr gut und pragmatisch beantwortet.

Die Frage und Antwort nach dem Background respektive der Ausbildung eines Coaches (ist ein Psychologie-Studium erforderlich) wirft meiner Meinung nach schon Fragen auf (Psychologe/Therapeut für eine Therapie und Coach zur Problemlösung?).


Grenzwertig wird es im Kapitel "Woran erkenne ich ob ein Coach unseriös ist?". Im letzten Bullet wird hier plakativ vor NLP-lern gewarnt "Wenn jemand eine NLP-Ausbildung hat, würde ich um ihn einen Bogen machen" mit der Begründung, dass NLP-Konzepte bereits in den 80er Jahren wissenschaftlich widerlegt wurden.


Ich finde dass sich der Autor damit keinen Gefallen getan denn diese Aussage schwächt meiner Meinung nach den sonst guten Artikel.


Meine Intension mit diesem Blog ist es euch NLP und dessen Formate / Methoden näher zu bringen und die Anwendungsbereiche und Abgrenzung zu klassischen Therapieformen verständlich zu machen.


NLP steht für neurolinguistisches Programmieren. Was dahinter steckt ist einfach ausgedrückt die eigenen und fremden Verhaltensweisen und Denkmuster bewusster wahr zu nehmen. NLP ist lösungs-, ziel- und ressourcenorientiert. Während andere Coaching- oder Therapierichtungen vergangenheits- und problemorientiert sind, ist NLP in die Zukunft gerichtet und geht nicht mehr als nötig in die Vergangenheit. NLP behält immer den Klienten-Auftrag im Fokus und ist dabei wesentlich effektiver als herkömmliche Methoden.


Ein NLP-Beispielformat sind Metamodel-Fragen als ein NLP-Werkzeug, auch als W-Fragen bezeichnet, welche benutzt werden können um das Anliegen des Gegenüber besser verstehen zu können, beispielsweise

  • was fühlt sie/er im Moment in einer spezifischen Situation?
  • wer sagt dass etwas schlecht ist (negative Glaubenssätze)?
  • wer oder was hindert ihn/sie daran eine Veränderung einzuleiten?


Auch das Bewusstsein zu erlangen, dass möglicherweise das eigene Weltbild, hauptsächlich geprägt von Glaubenssätzen welche sich im Laufe eines Lebens durch gemachte Erfahrungen gebildet haben, vom Weltbild des Gegenüber unterscheidet und die Fähigkeit zu haben sich auf das Weltbild des Gegenüber einzulassen.

All dies sind hilfreiche NLP-Werkzeuge um den Gegenüber besser verstehen zu können. 


Nachfolgender Sachverhalt zeigt deutlich dass nicht immer nur eine klassische Psychotherapie zum "Erfolg" respektive zur Veränderungbereitschaft beim Klienten führen muss.


Frank Farelly (1931 - 2013), Professor für soziale Arbeit, Psychiatrie und Psychotherapeut gilt als Begründer der
provokativen Therapie. Er therapierte einen Klienten über sehr lange Zeit (ca. 100 Sitzungen) ohne dass dies zur Bewusstseins- und Verhaltensänderung beim Klienten führte. Erst als er seinem Patienten dies klar und provokativ mitteilte (er kann nicht mehr helfen und deshalb wird er von sich aus die Therapie beenden), begann ein positiver Veränderungsprozess bei seinem Patienten.


Was bedeutet provokative Therapie, was ist dessen Grundsatz und für welche Situationen und Anwendungsgebiete

passt diese Therapieform?

Ein Synonym für provozieren ist herausfordern, respektive fordern wir

  • den Widerstand des Klienten gegen sein eigenes selbst-schädigendes Verhalten heraus
  • den Humor des Klienten heraus, über dieses (sein) Verhalten lachen zu können.


Ein wesentlicher Grundsatz hierbei ist die Trennung von Person und Verhalten. Niemals wird die Person in Frage gestellt sondern lediglich sein Verhalten. Auch erfordert diese Coaching-Form einen starken Rapport (Vertrauen des Klienten zum Coach).


Provokatives Coaching kann angewandt werden, wenn

  • unbewusste Anteile des Klienten keine Veränderungsbereitschaft haben
  • der Klient in seinem eigenen Weltmodell feststeckt und sich nicht aus diesem herausbewegen möchte oder kann
  • der Klient immer wieder in seine Problem-Trance verfällt


Diese Beispiel soll zeigen dass sowohl Coaching- als auch Thearpieformen ihre Daseinsberechtigung haben. Eine Abgrenzung zwischen Therapie und Coaching lässt sich wie folgt darstellen:

  • Nicht die Schwere eines Schicksals entscheidet darüber, ob ein Klient im Coaching Klärung erfahren kann oder besser in einer Therapie aufgehoben ist.
  • In einer Therapie sollten Personen behandelt werden, die an einer psychischen Störung mit Krankheitswert leiden.
  • Was eine Krankheit ist, wird in der internationalen Klassifikation der Krankheiten der WHO definiert (ICD - International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems).
  • "Enorm schwere Probleme" sind somit keine Definition einer krankhaften Störung. Auch die "Aufarbeitung" einer komplizierten Vergangenheit gehört nur in eine Psychotherapie, wenn dies der Behandlung einer krankhaften Störung dient.
  • Ein Aufarbeiten dieser Probleme kann im Coaching geschehen, sofern Methode, Vorgehensweise und Zielvereinbarungen außerhalb der Heilkunde angesiedelt sind.
  • Hingegen sollten Persönlichkeitsentwicklung oder -entfaltung nicht zu Lasten der Krankenkassen in Psychotherapien durchgeführt werden.


Wie bereits erwähnt ist NLP lösungsorientiert, bedeutet aber nicht dass NLP Werkzeuge zur Ursachenfindung nicht in die Vergangenheit gehen. Beispielsweise geht das Format Re-Imprint in die Vergangenheit um den Ursprung des ungewünschten Verhaltens zu finden. Jedoch verweilt dieses NLP-Format nur kurz in der Vergangenheit um feststellen zu können welche Ressource (Kraft, Fähigkeit) zu dem damaligen Zeitpunkt fehlte. Mit dieser identifizierten Ressource geht das Format wieder in die Gegenwart und Zukunft und prüft, ob damit das ungewünschte Verhalten nachhaltig geändert ist. 


Ein weiteres Beispiel hierfür ist die Lösungsorientierte Kurzzeit Therapie von Steve de Shazer. Im Prinzip geht es auch hier darum vom Problem weg zu gehen (Problemtalk creates Problems, Solutiontalk creates Solutions). Alleine die Frage nach Ausnahmen (wann tritt das Problem nicht ein) offenbart bereits den Weg zur Problemlösung.


Abschließend ist zu sagen: Ja NLP hat teilweise auch ein negatives Image (Manipulation von Menschen). Ein guter Coach jedoch fühlt sich den Ethischen Grundsätzen der NLP-Verbände verpflichtet und hat stets im Blick das Anliegen des Gegenübers zu verstehen, damit er beispielsweise Perspektivenwechsel beim Klienten herbeiführen kann, um selbst die Lösung zur Veränderung zu finden.

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